Farewell to the Highlands, farewell to the North,
The birth-place of Valour, the country of Worth;
Wherever I wander, wherever I rove,
The hills of the Highlands for ever I love.Wenn dir der Wind zum sechsten mal in fünf Minuten die überdimensionale nasse Kapuze deiner GoreTex Kluft ins Gesicht klatscht, deine Stiefel tönen wie ein Orchester, deine Blasen eine eigene Postleitzahl brauchen, du absolut keine Ahnung hast wo du da eigentlich auf dieser Karte bist und du nur noch verächtlich -oder ziemlich irre- lachen musst über den Anstieg, der nach dem Anstieg des Anstieges kommt; muss das Wanderlust sein.
J.G.`15
Da ich noch einige Woche Urlaub offen hatte durchstöberte ich das Netz nach einer weiteren individuellen Tour in Süd Norwegen um mich und mein Equipment ein letztes Mal zu testen. So stiess ich auf Thomas aus Dortmund. Thomas plant NPL für 2018 &startete dieses Jahr bereits den zweiten Anlauf startete von Dølemo bis hoch nach Haukeli zu laufen da er im April zu wenig kompakten Schnee unter seinen Schneeschuhen hatte.
Der Plan war also von Øvre Ramse (statt von Dolemo) bei herbstlichem Wetter & Indian Summer, über die Austeiane nach Haukeliseter Fjellstue zu laufen. Das eine ergab also das andere, Flüge wurden gebucht, in Oslo ein neues Zelt gekauft & wir gingen gemeinsam mit seiner besseren Hälfte Nadine auf Tour. Dummerweise hatte ich beim DNT in Oslo vor lauter vor lauter: „Icccch hab ein neues Zeeelt“ den Kompass, den ich kaufen wollte völlig vergessen.
Dass ist dann eben so. Thomas war ja bestens ausgerüstet.
Zur Austheiane fanden wir im Vorfeld kaum Informationen. Thomas hat mittlerweile einen sehr einen ausführlicheren & detaillierteren Bericht dazu online gestellt.
Die Distanzen zwischen den Hütten (70er Jahrgang) sind moderat, man hat hier und da ein paar ausgesetzte Stellen & der Wegverkauf scheint sich nicht immer ganz mit den GPS Daten & dem Kartenmaterial abzudecken. Wir haben den Einstieg über Ovre Ramse gewählt, da wir zeitlich begrenzt auf 14 tage bis Haukeli waren.
Das Gebiet südlich des Grøssæ ist ein einziger fieser Sumpf. Permanent sackt man bis zum Knöchel oder gar bis zum Knie ein. Das kostet Kraft. Wir begannen irgendwann mit einer Morphologie der Moose und Flechten. Rosa hebt, Neon grün ist schwammartig, weisses Moos lässt dich einsacken, hebt allerdings ganz gut, schwarzes Moos auf Felsen? „Never trust black Moos !“
Wir hatten trotz den nicht immer gut sichtbaren Markierungen, ein paar schöne Tage in den Hütten & im Camp. Den Herbst aka. Indian Summer hatten wir allerdings um ca. 10 Tage verpasst.
Da ich – woher auch immer – echt Power hatte, machte ich Tempo und verlor die beiden leider am dritten Tag. Was keine Power mehr hatte war mein Iphone auf dem die ganze Navigation als Backup steckte. Die kälte(?!) -Temperaturen zwischen +5 und 0 Grad Celsius; also nicht der Rede wert- hatten den Akku & die Powerbank erledigt. Nur die Kamera hielt fast die ganze Tour durch.
Ich wollte unbedingt am selben Abend noch die Granbustøyl erreichen. Nach 12 minimal anstrengenden Wanderstunden(?!), bei denen ich völlig ohne Navigation bereits den Verdacht hatte im Kreis zu gehen, kam ich fix und fertig in der DNT Hütte an.
Tags darauf machte ich mich auf zur Nuetevasshytta fand aber an der Privaten Hütten Soendre Groessea einen ganz tollen Lagerplatz. Die Nacht war von unten etwas frisch und dementsprechend kriecht man unglaublich gerne in aller Frühe aus der Daunentüte.
Das Jedermanns Recht erlaubt dir fast überall für eine Nacht zu zelten solange du 300m von bewohnten Räumen entfernt bist. Es gehört sich allerdings dennoch stets den/die Besitzer um Erlaubnis zu bitten. Meistens kommen dabei Einladungen zum Essen oder sogar ein überdachter Shlafplatz raus. Auf jeden Fall ein gutes Gespräch bei dem man mehr über sein Reiseland erfahren kann. 😉
Einen Tage später (ich hatte durch kurze Etappen gehofft das die beiden aufschliessen) sahs ich nach einer heissen Dusche unter dem Samowar auf der Veranda der Nutevasshytta (Prachtstück!) bei 16 Grad in Shorts, hörte laut Jimi Hendrix und schoss einige Fotos ( ich hatte das erste mal wieder Sonne um mein Solarpanel zu nutzen).
Solche Tage, wenn die Sonne dich wie eine alte Freundin nach längerer Zeit im Regen wieder begrüsst halte ich recht wichtig für die Moral.
Ich war gut drauf kochte mir einen Eintopf, plünderte die Vorratskammer, (dazu ein separater Artikel) und ging recht früh schlafen.

Am nächsten morgen klingelte der Wecker und mit dem Blick nach draussen war ich hellwach. Das Thermometer zeigte -8Grad und draussen wirbelte dicke Flocken durch eine weisse Seenlandschaft.

Mein erster Gedanke waren die ohnehin schon dürftigen roten „T“ Markierungen die jetzt wahrscheinlich nicht mehr sichtbar seien. Der zweite Gedanke war der fehlende Kompass, die Handschuhe von denen ich beide Paar auf meinem Bett vergessen hatte & der GPS Notfallsender (SPOT Gen3 ) der natürlich nicht aktiviert war. Ziemlich schlampig ne?
Da ich jetzt nicht so der Wintersportler oder Wahnsinns Alpinist bin bekam ich es mit der Angst zu tun. Ich packte meine 18kg atmete tief durch & entschloss mit Blick auf die Karte die 4h bis zur Nystøyl zu laufen und nach einer Mittagspause weiter runter ins Tal zur Torsdalsbu abzusteigen.
Als ich dann auch noch auf der Nystøyl ein eingerahmtes Foto einer Rettungsaktion mit Helikopter bei selben Bedingungen im Hintergrund an der Wand entdeckte bekam ich echt Panik, mit gebrochenem Bein und ohne Möglichkeit Hilfe zu rufen als Ötzi zu enden.
Es ging endlos durch eine weisse Landschaft. Das gute an minus Temperaturen ist das der ganze sch**** äh schöne Sumpf ebenfalls einfriert und die Stellen wo man sonst bis zum Knöchel oder sogar bis zum Knie einsinkt kompakt sind und dich halten. Meistens jedenfalls.. Als ich dann in einer Senke wieder sattes grünes moos sah dachte ich meine Augen spielen mir Streiche. Von diesem Punkt aus war dann auch der erste der vielen Stauseen sichtbar (Norwegen produziert sehr viel Energie durch Wasserkraft).
Das letzte Stück des Abstiegs war mit einem Stahlseil gesichert. da ging es echt runter. Das Stahlseil, welches nicht besonders vertrauenserweckend war hielt mich davon ab auf meinem Gesicht nach unten ins Tal zu rutschen. Alles war spiegelglatt und ich musste kleine Schritte machen. Letztendes schaffte ich es irgendwie weiter bis zur Torsdalsbu ins Tal. Nachdem ich die ganze Nacht mit mir gerungen hatte entschied ich die Strasse ins 35km entfernte Fyrsedal zu nehmen statt in 10h über die mittlerweile schneeweissen Berge mit halt an der Hovstøyl nach Valle. (Die Torsdalsbu ist allerdings echt einen Besuch wert & gut mit dem Auto zu erreichen , auch für Tagestouren)
Nach CA 12km auf der Strasse hatte ich endlich wieder Empfang und erklärte Thomas was passiert ist. Ich dachte die beiden seien noch im Fjell doch tatsächlich waren sie schon früher als ich abgestiegen als sie den morgendlichen Frost bemerkt hatten den ich bewusst ignoriert hatte. Sie waren im Bed & Breakfest Fyrsedal. Da müsste ich erst mal lachen. Mitten auf einer staubigen einsamen Strasse lachte ich mich schlapp. Als hätten wir uns verabredet. Ich bat also Thomas mir irgendwie ein Taxi zu schicken damit wir dann alle zusammen am Abend nach Oslo könnten wie die beiden geplant hatten. Kaum war die Message gesendet schaltete das Handy ab. Frustriert lief ich stumpf die alphaltierte Strasse weiter. Das Weiss wich einem Braun und schliesslich knalligen Herbstfarben. Da war er also der Indian Summer.
An mir fuhren einige Autos vorbei doch keines Richtung Fyrsedal. Kurz darauf fuhr ziemlich dicht an mir ein Auto vorbei und ein zweites hielt 30m vor mir.
Da springt doch tatsächlich der Thomas raus und ruft grinsend wie ein Grättimann:
„Hat hier jemand ein Taxi bestellt?“
Ich Kugel mich vor lachen und bin einfach nur noch dankbar und happy. Er hatte versucht ein Taxi zu finden und schlussendlich wurde ihm von der Besitzerin des Bed & Breakfest im Fyrsedal ihm angeboten mich zu holen.
Thomas das werde ich dir nie vergessen – next round on me! 😉
Am Abend fuhren wir nach Oslo und verbrachten dort noch 3 Nächte in dem so ziemlich miesestem Hotel -dessen Name ich effektiv verdrängt habe- und bemühten uns zu essen, essen und essen, schauten uns dazwischen das Wikinger& das Kon-Tiki Museum an und fuhren gemeinsam über Hirtshals/Dänemark zurück.
Obwohl die Tour echt daneben ging haben wir am Ende das Beste daraus gemacht& auch dass war auch das war eine Erfahrung. #nachhaukeligehen liegt als fertige Planung in meinem Schreibtisch. Wird definitiv noch zu Ende gebracht. Wer weiss vielleicht auch im Schnee. 😉