19. Lindesnes Fyr

„Wenn der Traum endet“

Oder auch

„Aj pa, pukni zoro!“

Es ist 9:00 Uhr morgens die Sonne weckt mich ich schäle mich langsam aus meinem Schlafsack hinaus. Blicke nach oben zu dem weissen alles überschattenden Turm mit dem roten Dach. Zum Frühstück esse ich eine große Tafel Schokolade und einige Kekse während ich zum letzten Mal auf dieser Reise meine Sachen packe. Meine heutige Etappe beträgt ca. 80m & 25 moh. Ich treffe den Leutturmwärter und verabrede mich mit ihm später für eine Führung.

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Der Leutturmwärter in Lindesnes (2/2 in ganz Norwegen sind in Lindesnes stationiert) ist ebenfalls „Hüter“ des Norge på langs Buches. Darin schreiben alle die NPL gemacht haben einige Zeilen für die nächste „Generation“.

Eine Schulklasse aus Kristiansand ist ebenfalls am Leuchtturm angekommen mit zwei Bussen lärmend stömen sie raus und ruinieren das Bild in meinem Kopf wie ich alleine am Turm ankomme, ohne Trubel, ganz still, nur für mich alleine. Sie haben einen Führer bei sich, der mich eingehend betrachtet und mir zunickt. Als eines der Kinder fragt was ich denn hier tue antwortet er „Han går på helle Norge“ und ein Raunen geht durch die Kinder die mich mit grossen Augen anstarren. Ich laufe die letzten acht Stufen bis Schwelle des Turms, noch immer emotionslos & gerädert, berühre die eiserne Tür und da kullert dann doch die eine oder andere Träne als ich mit meiner Stirn dagegen lehne. Ich atme tief durch, werfe meinen Rucksack ab der mir so lange so gute Dienste geleistet hat und verdrücke die letzten Kekse.

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Die Kinder laufen an mir vorbei und es ist mir grad viel zuviel Trubel.
Als Frank der Leuchtturmwärter mir mit einem Buch entgegen kommt und ich noch überlege ob er eigentlich nicht 60 Jahre  alt sein, graue Haare und ein leichten Bauer Bauchansatz haben sollt, erklärt er mir dass er vor zwei Wochen die Stelle des Leuchtturmwärters in Lindesnes angetreten hat und irgendwann seinen älteren Kollegen ablösen wird. Er bietet mir eine persönliche Führung an und ich lerne mehr über den über 200 Jahre alten Leeuchtturm. Nur wenige bekommen die beiden Lämpchen zu Gesicht, die etwas grösser als mein kleiner Finger sind und unter der in Frankreich gefertigten Linse ihre imense Wirkung entfalten.

 

 

Frank überreicht mir feiernlich das Buch und ich erwarte einen alten verfilzten Bahn vorzufinden in dem ich blättern kann, bis ich den Simon, den Tony und auf dem Martin finde, doch das Buch hat gerade mal nur drei Seiten.
Vor mir waren dieses Jahr Norgesferden und ein anderen Läufer in Lindesnes angekommen, Frank hat es erst vor kurzem gegen ein neues Bucch ausgetauscht. Ich allerdings bin der erster Läufer den er persönlich trifft.
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Ich hinterlasse Zeilen aus einem alten Soldaten Lied aus meiner Heimat in der es darum geht Heim zu kehren nach einer Schlacht und seine Liebsten zu umarmen.
Das und eine Ikone des Schutzpatrons aller Reisenden.img_0735

Dann verweile ich noch etwas und blicke hinaus auf das Meer spiele mit dem Gedanken die Fähre nach Hirtshals nehmen und auch gleich noch Dänemark in zwei Wochen mit meinem Kumpel Jesper Anderson zu durchqueren und wenn ich dann schon dabei bin kann ich doch gleich mit ihm auf dem E1 nach Hause laufen.
Doch im Ernst ich bin müde vom Laufen, ständig in Bewegung sein, mein Kopf ist voller Eindrücke und so bin ich froh dass mir die Schulklasse anbietet mich ein Stück mit dem Bus mitzunehmen.
In Spangereid nehme ich die Pakete mit dem übrigen Essen & Equipment in Empfang und fahre weiter nach Kristiansand wo mir mein Freund Håkon ein Bett angeboten hat.
Ein weiterer Kreis schliesst sich, hatte ich doch nicht meine Reise bei ihm begonnen.
Wir gehen in einer Brauerrei einen wirklich guten Burger essen und am nächsten Tag mache ich mich mit dem Zug auf nach Oslo.img_0669

Tussen takk Håkon !

In Oslo steige ich aus und werde promt beinahe von der Straßenbahn erfasst.
All der Verkehr all diese Menschen, wohin möchten wir alle so schnell?!
Warum haben sie so eilig?!
Ich seh ziemlich abgebrannt aus in den Schaufenstern der Geschäfte.

Eilig flüchte mich zum DNT, dort hole ich mir Planungs Karten.
Das eine Abenteuer abgeschlossen und die nächsten fünf bereits im Kopf spricht mich der Mitarbeiter an und ich erzähle ihm von meiner Reise.
Als ich ihm sage: „..und jetzt muss ich leider schon nach Hause fliegen..“ lächelt er mich schief an „schon?“

„ja schon!“

Ich bummele noch etwas durch Oslos Sportgeschäfte und informiere mich über Ausrüstung zu Wintertouren.
Ein Geschäft macht mir das Angebot über einen ordentlichen Rabatt wenn ich für mehrere 1000 € einkaufen. Ach, wie gerne würde ich denn..
Den Abend esse ich wie sollte es auch anders sein? Einen Burger und nehme den letzten Zug zum Flughafen.

Mein Flug geht morgens um 9:00 Uhr direkt nach Zagreb von wo aus ich dann den Bus zu meinen Großeltern nehmen werde. Am Flughafen finde ich doch schnell einen halbwegs geschützten Ort.
Schon mal in ein Flugzeug geschlafen, in einem privat Jet? Ich schon !img_0702

Am Morgen habe ich festgestellt, dass der vermeintlich gebuchte Flug nicht gebucht ist und es gerade noch geschafft 50 Minuten vor Abflug online Ticket zu buchen.
Meine Reise endet damit dass, so zerzaust wie ich aussehe unter der ganzen Mähne mein Großvater mich kaum erkennt. Tatsächlich brauchte er einige Minuten um zu sehen wer da eigentlich vor ihm steht. Schliesslich wusste ja auch niemand dass ich kommen werde.
Meine Schwester nimmt mich in den Arm und stösst mich sofort von sich mit den Worten «Du gehst jetzt zweimal duschen.»
Ich bin unglaublich froh hier zu sein im Kreis meiner Familie.

«Borte bra, men hjemme best!»

Diese Reise wird mich noch sehr sehr lange Zeit beschäftigen, ich habe viel Negatives in Norwegen gelassen, gelernt wieviel mein Körper eigentlich leisten kann und mich darauf zu fokussieren was mir selber gut tut.

 

 

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