Die Wintersaison war lang und sehr anspruchsvoll im Engadin.
Bereits im Januar hatte ich genug und war drauf und dran meine Sachen zu packen. Gastro is(s)t anders. Parallel dazu war ich dabei alles nötige für meine nächste Wintertour zu beschaffen, grosse kostenintensive Einkäufe.
Zeit für Touren fand ich kaum zwischen 16h Schichten, Einkäufen, Routenplanung und Research.
Ich war bereit für die Tour, doch wo blieb der Schnee im hohen Norden?
Mitte Februar; es regnet in der Finnmark.
Anfang März; Karasjok hat 50cm Schnee.
Mitte März; Alta liegt blank.
Nächtelang checkte ich alle gängigen Wetter Tools und war heilfroh keine Flüge gebucht zu haben. Der letzte grosse Einkauf mit dem ich ewig gerungen hatte wäre eine neue pulka gewesen.
Hätte ich jetzt tatsächlich Unsummen in ein Luftloch gesteckt ? Die geplante Tour wäre auf mehrere Wochen ausgelegt gewesen. Das Essen stand schon parat, der Brennstoff war kalkuliert und weit und breit bescheidene Verhältnisse !
Ich hätte Kontakt mit eigenen NPL Läufern die das Handtuch schmeissen müssten nachdem die pulka tagelang nur Stein gefressen hätte.
Eventuell ist der Klimawandel anhand von npl am besten zu beobachten.
Was nun ? Mein Bedürfnis nach Stille, Entschleunigung, Wind und Wetter war bereits kaum auszuhalten. Alles was ich wollte war draussen zu sein, meine Grenzen ausloten am Abend vor dem Feuer zu entspannen, morgens mit den ersten Sonnenstrahlen Kaffee Brühen und etwas gutes lesen.
Plan B
Umzudenken sobald A nicht funktioniert, sich selbst zu helfen, schnell zu schalten und Alternativen finden ist eine Fähigkeit die vor allem in meiner Branche A und O ist. Ebenso draussen.
Ich sahs das erste mal mit acht Jahren in einem Faltboot, mit zwölf in einen Kanu und zwei Jahre später in einem WW Kajak. Mein Vater der seit fast 20 Jahren WW paddelt war der treibende Impuls dahinter. Kajak durch Stromschnellen zu paddeln war mir allerdings immer schon zu schnell. Ein Kanadier bewegt sich langsam und beständig durch das Wasser.
Mein Kumpel Marc machte diesen Witz von wegen na dann eben Kanu statt Pulka & setzte mit damit etwas ins Ohr.
Mit einem ~5m Feststoff Kanadier fliegt es sich nicht besonders gut, eine 24h ständige Anreise wäre auch keine Option also ein Faltboot. Auf eBay Kleinanzeigen ersteigerte ich ein Ally Kanu, so eins hatte ich mir bereits gewünscht als ich 150km die Glåma entlang gelaufen bin 2017. Mein Ally würde öfter geflickt als ich Geburtstag hatte doch es läuft. Ein Bekannter schrieb mir dass Lars Monsen das selbe Model (mittlerweile gibt es eine neue Auflage) hatte als er vor 15 Jahren Kanada på tvers gemacht hat. Rüstiges Alter. Ein Ally ist wie eine Vespa, Ersatzteil gibt es jederzeit, es verliert kaum an wert und die Konstruktion lässt sich simpel flicken.
Marc war gleich dabei als ich ihm von der Idee erzählte einige Tage zu paddeln, zu angeln und zu filmen.
Das wo war die Frage. Kurz nachdem unsere Flüge gebucht waren, entschied sich Petrus Unmengen von Schnee fallen zu lassen. Und man; wir hatten den Winter echt genug vom Schnee gesehen ! Ein bisschen Frühling wäre jetzt schön. Der Wechsel der Jahreszeiten ist immer sehr besonders. Eben das wollen wir Filmen. Nordmarka på langs
Ich kontaktierte einige Freunde in Oslo um an Informationen zu kommen ob die Seen der Nordmarka bereits offen seien, die entsprechende Route hatte ich bereits im Kopf doch leider Fehlanzeige. Wir durchforsteten Foren, stiessen auf den Telemarkskanal, schauten und rechts & links davon um und fanden letztendlich im DKV führer die Nidelva. Nicht die im Trøndelag wobei die sicher auch eine tolle Tour wäre, die im Süden die in den Skagerrak mündet.
Aye warum nicht ? 18 Portagen, mehrere Exit Möglichkeit die Tour frühzeitig zu beenden, Einkaufsmöglichkeiten, Eis und schneefrei klingt doch super !
Heute Nacht geht es nach Oslo und morgen aufs Wasser.
Den Wind im Nacken und’ne handbreit Wasser unterm Kiel !