Ich stehe mit meinen sieben Kollegen im Office. Es ist 00:01 Uhr.
Jeder von uns hat ein edeles Glas ’99er Belle Epoque in der Hand welches eilig getrunken wird.
20-18! Vivaaa!
An mir zieht wie ein Schnellzug das Jahr 2017 vorbei. Was für ein Jahr..
Ich verspreche mir im Stillen das 2018 beruflich & sportlich noch einen drauf setzt.
Dass wird zwar schwer nach meinem Norge pa langs 2017, aber mal sehen.
Ich bin in St. Moritz gelandet nachdem ich im Oktober aus Norwegen meine Familie überrascht hatte. Das erste Mal seit langem fühlte ich angekommen zu sein. Die ü3000m hoch aufragende Berge ließen mich jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit innehalten und in die Höhe starren. Wow.
Das erste mal richtig Winter nach 15 Jahren
Als Kinder haben wir im nahegelegenen Grütt Park jeden Winter Schneemänner gebaut, uns mit Schneebällen beworfen bis einer geweint hat und sind den Hang der uns erschien wie ein mächtiger Berg mit Holzschlitten und ALDI Tüten abgefahren.
Irgendwann blieb der Schnee nicht mehr liegen, weisse Weihnacht gab es auch nicht mehr.
Mit dreizehn hörte ich das erste Mal das Wort «Klimawandel» und hörte auf Mama zu fragen warum wir denn nicht mehr Schlitten fahren können.
Als ich anfang Dezember das erste Mal ins Engadin fuhr, und mir der Schaffner im Zug ein herzliches «Allegra» ins Gesicht grinste war ich wie gebannt, während die rhäthische Bahn langsam immer höher hinauf stieg bis auf 1800moh. Alles war puderweiss gezuckert, es hörte gar nicht mehr auf zu schneien. Einige Wochen später stand ich das erste Mal auf Langlauf Ski mit einem Kumpel und fühlte mich wie in der Zeit zurück versetzt.
Viva Brauliooo ähhh Engadina!
Das Miteinander im Engadin ist schon etwas sehr besonderes. Als ein Freund und ich im Februar zusammen mit dem Zug zurück ins Unterland fuhren, war das wie ein unfreundlicher Tritt in ein anderes Land. Oberhalb von 1500moh geht eben alles etwas gemütlicher zu «Da gibt’s eben erst einmal einen Braulio.»
Allzulange hielt ich es aber nicht aus. Das lag nicht an der fantastischen Landschaft oder den tiefen Temperaturen (-33C tiefster Punkt) bei denen der Wein auf dem Balkon barst, oder dem super coolen Job & den tollen Kollegen sondern viel mehr an meinem ständigen Trieb neues zu erleben und fremde Horizonte zu entdecken. Dieser wurde durch mein Norge pa langs 2017 noch viel stärker.
Im Februar hatte ich das Glück und das Vergnügen mit einer der besten Köchinen der Welt zu arbeiten, Ana Roš autodidaktische Köchin (World’s best female Chef 2017) aus dem Hiša Franko geht hinaus in die Natur, lässt sich von ihr inspirieren und setzt gesehenes auf dem Teller um. Immer wieder interessant zu sehen welchen Einfluss die Natur auf unser Leben hat.
Ana brachte die Natur direkt an den Herd.
Meine freien Tage verbrachte ich mit meinen Backcountry Ski auf der Loipe wobei ich mir Mühe gab mir nicht gleich jeden Knochen zu brechen, guten Wein zu trinken und dachte über das Leben nach.
Tatsächlich langweilte ich mich füchterlich.
«Nenn es Projekt und mache es zu deinem Ziel»
Was ich brauchte war ein neues Projekt. Zwei Jahre lang hatte ich jeden Tag an NPL gearbeiten und war mittlerweile sehr tief in die Trails, skandinavische Mentalität und Kultur eingetaucht.
Warum also etwas anderes? Aber gleich nochmal NPL? Naaaa..
Im Februar ging ich mit der Berliner Firma Gipfelhafer – 52 Grad Nord eine sehr coole Partnerschaft ein. Feinstes Birchermüsli direkt aus Berlin.
«Boooha da ist doch voll kalt und sooo?»
Skandinavien im Winter. Dass war der Plan.
Das genaue wo war zweitrangig. Ich wollte einfach wieder draussen sein! Den Wind pfeifen hören, die Sonne hinter Bergen glühen sehen und unendlich viele Pfannkuchen mit Speck, Käse und Schokolade futtern.
Eine Einkaufsliste wurde erstellt, Karten geordert und Foren durchwühlt.
Was brauchte ich dafür? Ich verschickte einige Mail und bekam prompt Antworten, die zu weiteren Fragen führten.
Nachdem ich mit einer grob durchdachten Finnmarkquerung einen medialen Shitstorm hervorgerufen hatte, stiess ich auf Regina Johansen.