3. Alta – Kautokeino

Oder auch That’s Finnmark man !

Der Weg von Alta ins Gargia Tal war sehr schön.
20km Strasse nichts aufregendes ausser einigen Waldrenen. Es gibt hier oben allerdings einige kleine Huskyfarmen.
Ich bin ziemlich spät los & dann auch erst um 01.30 Uhr an der Fjellstua angekommen die natürlich bereits zu hatte.
Also habe ich mein Zelt daneben aufgebaut.
Am nächsten Morgen habe ich dann vorsichtig nachgefragt ob ich dafür bezahlen müsste und auch erklärt dass ich weiss dass es Privatbesitz sei & ich eigentlich auch in die Fjellstua wollte.
Die Besitzerin hat ganz entspannt geschmunzelt & mir einen Kaffee gebracht. In der Fjellstua habe ich auch einen älteren Norweger getroffen der mir von seinem Freund erzählte, welcher vor einigen Jahren Norge på langs auf Ski gestartet hatte, den Sommer gewandert ist & ab dem Tunnel dann das Kajak bis zum Kap genommen hat. Wow !
Als mein Zelt gepackt war hatte ich noch zwei Tassen Kaffe & 1 1/2 Stücke Kuchen. Beim bezahlen hat mir die Besitzerin mit einem Augenzwinkern nur ein halbes Stück Kuchen berechnet. Norge på langs.

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Es ging ziemlich gut bergauf. An einem Shelter der Finnmarksloipe hatte ich eine Rast & überlegte mir da der Platz so eine tolle Atmosphäre hatte, den Tag nach einigen wenigen Kilometern zu beschliessen. Die Stimme eines Freundes im Ohr der „quäl dich du Sau!“ ruft, hat mich dann weiter getrieben.
Auf 450m hatte ich eine Pause mit Cola und fantastischer Aussicht.
Im Westen das Nàbár noch immer fast komplett mit Schnee bedeckt – definitiv keine Option – und dunkele Wolken von Süd-Osten.
Die alte Poststrasse wurde seit dem 18. Jahrhundert für den Warentransport zum Winter & Frühlingsmarkt genutzt. In Alta wartete man dann auf die Händler aus dem Süden & aus dem fernen Russland die ihre Waren anboten auf dem Markt.
Heute wird die Poststrasse nur noch für die Finnmarksliope (eines der härtesten Hundeschlittenrennen der Welt, 500 oder 1000km), für Mountainbiker & Wanderer genutzt.
Es fing an zu regnen und ich wollte meinen Körper noch etwas schonen besonders nach der unschönen Blase in Alta, also hab ich mein Zelt im Regen an einem See aufgeschlagen.
Als ich mich auf meiner Exped Matte ausstrecke macht es laut „Plopp“ & aus ehemals 8 mit 9cm gefüllten Luftschläuchen wurde ein dicker und 6 kleine.
Das Problem hatte ich bereits einmal auf einer Wintertour – bitter kalte Nacht – & das ganze wurde auch problemlos als Garantiefall behandelt & mir wurde eine neue Matte ausgehändigt. Doch dass hier ist die Finnmark.

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Am nächsten morgen lief ich die 9km bis zur Soulovuopmi Fjellstua & da man mir dort auf Anfrage das Zimmer für 200NOK angeboten hat beschloss ich den Tag dort mit einem echt richtig schlechten Fischburger. Ich hatte allerdings eine Blase unter der Blase bekommen. Auf der Fjellstua machte ich mich auch daran eine Lösung für meine Isomatte zu finden. In Deutschland würde ich jetzt zum Eiselin Sport gehen und hätte innerhalb kürzester Zeit eine neue Matte als Garantiefall. Dass hier ist aber die Finnmark. Hier hört dich keiner weinen schreien oder fluchen. Der nächste Exped Händler wäre in Tromso ca500km westlich. Aus Lörrach kamen schon mal gute Neuigkeiten, mein Händler würde mir das Stück austauschen allerdings würde das etwas länger gehen. Für mich war aber eine sehr schnelle Lösung wichtig. Also habe ich über Exped Norwegen einen Kontakt in Rørøs gefunden. Ann Kristin kannte das Problem anscheinend schon von anderen Nutzern und sicherte mir zu per Express Post eine Matte zum Austausch nach Kautokeino zu schicken. Top service !

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Frederik & Eva die 5 Tage nach mir am Kap losgelaufen waren, befanden sich in der Nähe und so beschlossen wir die Etappe bis Masi zusammen zu gehen.
Auf einigen Karten findet man Zeitangaben. Diese sind allerdings für Norweger ausgelegt. Unglaublich wie schnell der Kerl deine Pulkawagen Konstruktion hinter sich herzieht. Wir waren innerhalb von 4h in Masi.
Ein Sami hatte uns ein angelegenes, verlassenes Grundstück als Lagerplatz empfehlen & so bauten wir unsere Zelte dort auf. Frederik gab mir einen Crashkurs in „Angeln für Dummies“ & ich habe tatsächlich einen Baum geangelt.
Mitten in der Nacht, ich hatte nicht gut geschlafen da meine Exped Matte sich entschieden hatte ein weiteres Mal aufzuploppen, weckten mich ein Stimmengewirr. Da war Evas stimme und eine fremde männliche. Frederik trat an mein Zelt und erklärte mir dass der Besitzer gekommen war & er möchte dass wir sein Grundstück verlassen. Er sei schwerhörig & sehr gereizt. Verständlich angesichts dreier Zelte im Vorgarten, dennoch kein Grund müde Wandersleute um diese Zeit aus dem Schlaf zu reissen.
Eva hatte eigentlich dem 10.00 Uhr Bus nach Hammerfest geplant gehabt, stieg aber auf einen früheren um.
Frederik & ich bauten unser Camp etwas weiter auf einem Parklatz gegenüber der Postbutikk auf.

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Um 10.00 nahmen wir dann unsere Pakete entgegen, hatten ein üppiges Frühstück & setzten die Etappe mit 32km an um in 2 Tagen in Kautokeino zu sein.
Frederik begann seinen Wagen zu ziehen, ich begann zu schnauben, schwitzen und zu fluchen.
Er dagegen lies dass ganze noch kinderleicht aussehen. 5km/h. Keine Worte.
Auf der halben Strecke hatten wir eine Pause mit einem kleinen Feuer dass tat gut.
Allerdings begannen meine Füsse zu streiken & ich zog ein Bein hinterher. Frederik suchte uns mitleidig einen Lagerplatz & wir verabschiedeten uns da er ganz früham Morgen sehr früh die restlichen 36km bis Kautokeino laufen wollte. Ich dagegen würde das ganze auf zwei Tage aufteilen. Mitten in der Nacht Poppte dann ein weiterer Schlauch meiner Isomatte auf. Ich nahm es mit Humor.

Mein Körper schreit seit einigen Tagen nach mehr Energie, also nahm ich zwei Rationen Müsli statt der üblichen einen, mixte dass mit Wasser & Regia Schokolade, baute mein Zelt ab und machte mich auf den Weg.
Es ging bergauf immer weiter die 93 nach Süden.
Mein Magen meldete sich zu Wort & da auch grad das erste mal nach langem ein unbewölkter Himmel die Sonne durchblicken lies rollte ich meine Isomatte aus & lies es mir gut gehen.
Rick den ich in Alta kennengelernt hatte, schickte mir eine SMS, er sei auf der alten Poststrasse in etwa auf gleicher Höhe unterwegs & wir verabredeten uns am Mierojavri See auf 18.00.
Rick ist aus den Niederlanden ans Kap geflogen & läuft NPL in zwei Saisonen, dieses Jahr auf dem E1 bis Umbukta.
Nach einigen Kilometern fanden wir den wohl schönsten Lagerplatz auf meiner bisherigen Reise.
Umgeben von Birken, am Ufer eines Tümpels machten wir es uns gemütlich an einem Feuer.
Ich warf meine Angel aus und fischte mir ne Menge Schilf, Glibber und vier Büsche. Irgendwann ist da auch ein Fisch dran wart ab Sascha !
Als die Mitternachtssonne sich um den See wendete und hinter den Wolken verschwand legte sich ein mysteriöser Nebel über den See.
Wir legten uns in unsere Zelte & kaum hatte ich das Gleichgewicht auf meiner mittlerweile 9-25cm hohen matte gefunden, schlief ich auch schon ein.

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Wir hatten gestern Nacht, da die Sonne schien, das meiste unserer Sachen draussen verstreut uns Feuer liegen lassen. Auch den Müll und Nahrung.
Am Morgen war der Müll aufgerissen und meine letzte Schokolade (!!!) war zerschlissen und leer. Ratte/Maus/Vielfrass/Fuchs was es auch war; das diebische Vieh steht total auf Schokolade.

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Die Temperaturen stiegen über 15 Grad & kaum hatten wir unsere Jacken im Rucksack verstaut, kamen schon die ersten Plagegeister.
Die skandinavische Stechmücke ist eine unbarmherzige Plage die einen rationalen Menschen mal ganz schnell an seine psychischen Grenzen bringt.
Die kurze Strecke bis nach Kautokeino hatten wir schnell hinter uns & das erste Bierchen verschwand ganz fix als wir feststellten dass wir bereits 365km hinter uns hatten. Unsere Logie für die Nacht war Thon Hotel Kautokeino.
Den Tag verbrachten wir mit Essen rationieren für die Etappe bis Kilpisjärvi, einkaufen & schlafen. Exped hatte mir tatsächlich eine neue (sogar die neue Edition) Isomatte zugeschickt, Åste aus Hammerfest die meine Reise verfolgt war genauso schnell & mir ihre unverbindlich zukommen lassen (wow wirklich spitze ! ihre matte habe ich ihr dann allerdings am selben Tag zurückgesendet), das Paket von Real Turmat war mit den georderten Rationen auch da & auch Roald Amundsen Skincare hatte mir einige Produkte kostenfrei zum testen geschickt. War gut dass diesmal alles mit der Post glatt ging.
Wir schauten uns auch die kommenden Tage auf den Karten an. Laut verschieden Wanderern die vor 1-5 Tagen das Reisadalen durchqueren wollten, hörten wir Berichte über überschwemmte Trails und unpassierbare Flüsse mit keiner Möglichkeit sie in den noch immer verschneiten Bergen zu umgehen. 4 Wanderer müssten unabhängig voneinander nach Kautokeino umkehren. Eine Gruppe hatte einen Sami bezahlt um sie mit dem Boot überzusetzen. Frederik berichtete uns davon dass er das selbe tun würde, es allerdings 1500NOK kosten würde. Ziemliche Ziffer.
Wir schauen uns die Sache mit Bedacht und einer Menge Respekt selbst an.
Am Abend entdeckte ich dann die Sauna im Keller, die ich ganz für ich allein hatte.
Der Kracher war allerdings die untergehende Mitternachtssonne aus dem Jacuzzi zu beobachten & mir jeden einzelnen Muskel massieren zu lassen. Lag vorher noch nie in so nem Ding drin. Feine Sache ! =)
Die Blase, die unter der Blase, die unter der Blase lag, hatte sich anscheinend leicht infiziert & ich reinigte & desinfizierte das ganze gründlich. Das Foto davon erspare ich euch lieber mal.

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Das Frühstücksbüffet bei Thon Hotels kann sich wirklich sehen lassen ! Wir füllten unsere Reserven und machten uns auf zum Campingplatz in Kautokeino wo wir unseren eigentlichen Ruhetag verbringen wollten.
Unterwegs besorgten wir noch ein Mückennetz welches grosses Potential hat zu meinem liebsten Kleidungsstück zu werden & quatierten uns auf dem sonnigen Campingplatz ein.
Heute war einfach nicht Ricks Tag.
Zuerst brach ihm das Gestänge seines Zeltes an gleich zwei Stellen. Dann erhielt er auf Anfrage nach seinem Paket in Kautokeino die Antwort dass es in Olso am Zoll festgehalten wird bis er den Einfuhrzoll bezahlt. Böse Sache. Anscheinend hatte er es falsch deklariert.
Hoffe dass mich nicht das selbe mit meinem Paket in Kilpisjärvi erwartet..
Das Gestänge hatten wir in einem Eisenwaren Laden mit einem Rohr & Sportstape schnell geflickt & über ein Telefonat mit Vaude in Deutschland ein neues nach Kilpisjärvi bestellt. Das Paket allerdings musste er komplett nach kaufen. Zudem plagt ihn sein Magen. Arme Socke.
Informationen über den Zustand des Trails könnte uns allerdings kaum jemand geben. Am Abend nahmen wir mit den anderen camping Gästen Platz im Lavuu (traditionelles Sami Zelt). Dort lernten wir zwei Norweger kennen, die uns die Nummer der örtlichen DNT Sektion haben.
Kristin antwortete auf meine SMS der Trail sei Teils unpassierbar mit hohen Wasserständen & tiefen Sümpfen, wir sollen uns doch mit einem Sami in Verbindung setzten der uns über den Reisavann See bringt.
Als ich das Rick erzählte starrte mich ein Sami(?!) mit schwarzen fettigen Haaren & halb verfaulten Zähnen von der Seite an und sagte: „Oh this won’t end good ! I can feel it ! I can see it !“ Eine Szene wie aus „True Gift“.
Rick & ich wollten uns die Sache erstmal ansehen bevor wir die Entscheidung trafen 1500NOK fürs übersetzen zu zahlen.
Morgen Früh geht es Richtung Madam Bongos Fjellstue, wo wir eine Kaffeepause machen und uns Informationen über das Reisadalen einholen möchten.
Es geht endlich ins Fjell runter von den Strassen & jede Nacht eine Hütte – Reisa, here I go.

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