Oder mit Bobby Dylans Worten;
„..Well, I’m walkin‘ down the highway
With my suitcase in my hand..“
Wie gerædert wache ich in meinem Zelt auf. Hat mich da was überfahren?
Möglicherweise waren die 38km zu viel. In der Fjellstation frühstücke ich erst einmal und gehe duschen. Meine Wæsche ist in der Trommel & ich kümmere mich um einige Einkäufe. Bis ins Hattfjelldal sind es ca 75km. Ich habe etwas Zeitdruck. Lucas ist mit seiner Freundin Caro dort und wartet auf mich.
Nachdem er aus sehr Persönlichen Gründen letzten Sommer sein NPL auf Eis legen musste, war er eine sehr grosse Hilfe für meine Planung.
Er hat sich auch bereit erklärt mein Paket aus Umbukta aufzusammeln & mein Winterzelt hat er auch im Kofferraum liegen. Also galt es die beiden nicht warten zu lassen.
In einem Sportgeschäft ersetzte ich die verlorene Angel & legte mir noch ein paar Socken zu. Dann machte ich mich über ein weiteres Buffet her.
Zurück auf der STF Fjellstation, packte ich meine 45 Sachen und machte mich die Strasse runter auf den Weg Richtung Grenze.
Doch heute ging einfach nichts. Instinktiv schaute ich mich bereits nach 13km nach einem Zeltplatz um. Strassenkilometer zu laufen, bedeutet meist nicht die besten Zeltplätze und die Autos sind Abends das letzte und morgens´s das erste was man hørt.
Ich versteckte mich mit meinem roten unauffälligen Zelt an einem Bootsanleger und döste schnell weg.
Heute war die Grenze das Ziel. Doch zuerst machte ich an einem Dorfladen Halt und ass etwas Obst. & etwas mehr Schokolade. Abgenommen habe ich etwa 3-5kg, die körperliche Form ist fast so gut wie als ich vor einigen Jahren intensiv Kampfsport gemacht habe.
Irgendwie haben es die Leute auf dieser Strasse sehr eilig. Ich denke bereits dass ich der einzige Fussgænger bin, doch da tauchen vor mir zwei Wandersmannes auf. Die beiden laufen gesponsert von Fjallraven Grønna Bandet. Wir tauschen Geschichten aus lachen und trennen uns dann auch schon wieder. Diese kleinen Begegnungen mit meinesgleichen sind immer ein Highlight.
Von einer Veranda ruft mir ein Schwede etwas zu, ich komme näher und er spricht sogar etwas deutsch. Ein Bier møchte er mir anbieten, das Wetter ist schmuddelig und ich nehme gerne das Angebot an mich etwas zu setzten und zu rasten, das Bier schlage ich allerdings aus. Er erzählt mir von der Elchjagd und zeigt mir die Pfifferlinge die er am Tag zuvor gesammelt hat. Die møchte er mir umbedingt als Wegzerrung mitgeben doch dass kann ich nicht annehmen. Dafür sind die schönen „Eierschwæmmli“ zu wertvoll um in meinem 500ml topf zu verbrennen.
Ich bedanke mich und setze meinen Weg fort. Kurz vor der Grenze gibt es eine Sami Siedlung, die aus einem Hytteverleih, einem Restaurant und einem Laden besteht. Die Dame die den ganzen Komplex leitet, bietet mir eine Hütte an, doch ich møchte nur einen Kakao und mich kurz trocknen und wærmen. Sie setzt sich zu mir und wir unterhalten uns. zum Abschied schenkt sie mir zwei Rentierwuerste (sehr lecker mit einem Bierchen). gegen 21 Uhr erreiche ich endlich die Grenze.
HEIA NORGE!
ADIO STF! TACK SVERGIE!
Norwegen Begrüßt mich genau so wie ich es an der Lappjordhytta vor drei Wochen verlassen habe; mit Regen und Wind.
Ich zelte direkt an der Strasse.
Alright! 33km bis ins Hattfjelldal; tun wir´s!
Ich habe dann auch so langsam verstanden warum die alle es so eilig haben nach Schweden zu fahren. „Günstiger“ Alkohol. Da drückt man schon mal aufs Pedal.
Der Tag ist recht langweilig. Die Aussicht auf den Krutvatnet ist allerdings ganz nett.
Ich laufe eine kurve und da hüllt ein blauer Caddy laut hupend auf mich zu.
Was ist dass denn für ein Spinner??
Ich sehe „etwas“ schlecht ohne Brille und erkenne erst dass es Lucas ist als er vor mir anhællt. Dann muss ich laut lachen.
Toll ein bekanntes Gesicht zu sehen! Wir verabreden uns auf einem Rastplatz ca 1km weiter.
Er hat meine Position auf dem Spot Sender verfolgt und møchte mich die letzten 18km bis ins Hattfjelldal fahren. Doch ich lehne ab. NPL ist gehbar!
Meinen Rucksack kann er allerdings gerne haben. 😀
An dem Rastplatz schauen wir auch dem norwegischen Zoll zu der eine mobile Kontrolle aufgestellt hat, wie er ein auto nach dem anderem aus dem Boozhighway zieht und richtig viel Alkohol über der Freimenge beschlagnahmt. Wir grinsen.
„Ich geb dir drei Stunden!“ sagt Lucas und drückt aufs Gas. Ich tue das selbe. Nur halt so ganz ohne Motor.
Nach 3h & 15 Minuten stehe ich am Campingplatz wo mich Caro begruesst.
Lucas hat Wort gehalten und überreicht mir in Form eines Rothaus Tannenzæpfle ein Stuck Heimat in der Flasche. Ahhh ehrlich!
Auch mein Paket aus Sulitjelma haben die beiden. DREIZEHN KILOGRAMM Schokolade und sonstiges hat mir meine gute Mutter da reingepackt. die Hälfte sende ich weiter nach Süden. Auch meine Schwester und mein Schwager haben was für mich reingepackt.
Dann reicht mir Lucas mein grosses Zelt (Hilleberg Kaitum 2GT aka „Cucumbre“ in einem weiteren Paket.
Doch die Pakete hören gar nicht auf. da ist ein weiteres von meinem Kumpel Thomas und seiner Frau!
Köstliches Dortmunder Bergmann Schwarzbier, Schokolade, Massageøl, Kondome (der meint wohl ich treib´s hier bunt HA!) & unzählige kleine Goodies haben die beiden mir da zusammengepackt. Fühlt sich an wie der zweite Geburtstag innerhalb von drei Wochen. Tausend DANK!
Am Abend macht uns Lucas seine Thruhiker Pancakes; Toro Pfannkuchen mit grossen Bløcken dunklere Schokolade die noch in der Pfanne wenn der Pfannkuchen backt, zerlauft. Kann das noch besser werden?!
keiner weiss so recht auf dem kleinen Campingplatz bei wem man denn jetzt bezahlen soll. Die Besitzer sind verreist und es herrscht etwas Anarchie. Tomorrow will be someone. Ok.
Tomorrow brechen Lucas und Caro auf Richtung Ronden, von wo sie dann zurück nach Deutschland fahren.
Ich dusche erstmal ausgiebig und es fällt mir schwer diesen Ruhetag hier sitzten zu bleiben, nicht zu laufen und einfach nichts zu tun.
Die kommende Etappe führt mich vom Susendalen ins Børgefjell.