Basel. Karfreitag. Draussen ist es schön. Heute habe ich mal einen Tag frei.
Ich sitze in meiner 1.5 Zimmer Wohnung in Basel, eingewickelt in eine Decke mit einer Tasse Grüntee.
Neben mir heillos durcheinander Ausrüstungsgegenstände der Grand Ballon Tour vergangene Woche. Die reinste Materialschlacht. Sonst steht hier nur noch wenig rum. Das meiste ist bereits in Kisten verpackt und im Keller eingelagert. Dienstag kommen die fleissigen Helfer und helfen mir bei meinem Auszug. Alles was sich noch auf den 31.5qm befindet hat mehr oder weniger mit meiner Reise diesen Sommer zu tun.
So blicke ich auf das Ölgemälde meiner Mutter vom Nordkap das über meinem Bett hängt, die Fotografien von Freunden & Familie und vergangenen Reisen nach Norwegen und durch Mitteleuropa. Diese Wohnung war 18 Monate mein Zuhause. Auch wenn ich eine sehr rastlose Person bin, hier war ich wohl im Hinblick auf die vergangenen fünf Jahre am längsten.
„Verliert das Reisen ohne die Heimkehr zu geliebten Menschen den wahren Sinn?“
Von hier aus habe ich an meinem Norge pa langs Puzzle gearbeitet, in Kleinstarbeit; Stück für Stück. Vom Cappellen Verlag habe ich 2016 fünf Karten im Massstab 1:335000 erworben und sie an meine Wand getackert. Auf diesen fünf Karten sind alle Strassen in Norwegen und im schwedischen Grenzgebiet verzeichnet. Zusätzlich alle DNT Trails&Hütten. über das Jahr hinweg habe ich die Karte mit farbigen Pins abgesteckt und mit Wolle verbunden. Das half mir beim „puzzeln“, aber vor allem die wahre Grösse und eventuelle Alternativen meines Projektes zu sehen.
So sitze ich jetzt auf meiner Couch, mit meiner Tasse Grüntee und verfolge den roten Faden immer wieder vom Nordkap bis nach Lindesnes Fyr.
Irgendwie fühle mich überwältigt und erschlagen. Ist das Angst? Oder Aufregung?
Letzten Herbst hatte ich Angst vor dem Schnee in der Austheiane. Das gestehe ich mir jetzt ein. Ich war nicht darauf vorbereitet von einem auf den anderen Tag durch schneeweisse Landschaft zu stiefeln. Nachdem ich den letzten Winter mehrerer Touren auf Schneeschuhen und Wintercamps mit -15C gemacht habe, fühle ich mich jetzt sicherer & hatte sogar eine Menge Spass.
Wovor also Angst haben?
Vor der Einsamkeit des Nordens. Der Stille. Der Weite. Den Flussquerungen. Den Schneebrücken. Schlangen & Vielfrassen.
All das sind Dinge, von denen ich mich sage, dass ich mich gut darauf vorbereitet habe.
Ein Freund meinte vor einiger Zeit: „..du wächst schon in diese Stiefel rein..“
Vielleicht hat er Recht. Trotzdem bin ich froh dass ich nicht die gesamte Distanz alleine gehen werde.
Nun heisst es nur noch warten. Wie die letzten 18 Monate. In fünf Wochen verlasse ich die Schweiz..