Hitch’n Hike // Lapponia Express

Wann immer ich zurück blicke, wirkt es so als würde ich mich nicht von dem Ufer entfernen.
Das der Schnee auf dem riesigen Kilpisjärvi See nicht kompakt ist macht es mir nicht leichter die zentnerschwere Pulka an das andere Ende zu bewegen. Oh man worauf habe ich mich hier nur eingelassen? Natürlich bin ich viel zu spät los, doch im Retikeilhuset auf der Couch zu sitzen und zu dösen hatte seinen Reiz bei -21 Grad. Ich musste eingenickt sein, erst als mich jemand anstupste merkte ich dass ich vollkommen weggenickt war, da war es dann eindeutig Zeit zu gehen.

Hier bin ich nun, Nachmittags auf dem gefrorenen See, an dessen Ende die Kuohkimajärvi Hütte liegt, auf der ich zwei Tage verbringen möchte.
Es ist absehbar dass ich im Dunkeln ankommen, oder vorher ein Biwak schaufeln muss. Bei letzterem fröstelt es mich bereits. Ich hatte an der Strasse nach Kilpis versucht im Kristalschnee ein Biwak zu graben und war die ganze Nacht weggesackt. Meine Hoffnung war das erste Mal Nordlichter zu sehen aus dem Schlafsack heraus, stattdessen war es saukalt und ich war weggenickt, als ich meinte ein lichtes Flackern zu sehen.
Immer wieder passieren rasen Schneescooter über den See, in weniger als einer Woche ist Ostern und halb Tromso verbringt die Ferien im nahegelegenen Finnischen Eck. Der Trubel war mir definitiv zu viel, eine Bekannte bezeichnete Kilpisjärvi zu Ostern als «Las Vegas a la Soumi». Die Norweger lassen es richtig krachen bei den Nachbarn.

Ich muss lachen bei der Idee einfach mal den Daumen rauszustrecken und zu trampen. Geht dass überhaupt?
Mehr aus Jux als daran zu glauben, lasse ich den Skistock vom Handgelenk baumeln und probiere es einfach mal aus
Mir fallen fast die Augen heraus unter meiner Sonnenbrille als da tatsächlich einer anhält.
Logo kann Ole Kristiansen mich mitnehmen, er will ohnehin ans andere Ende des Sees und hilft mir alles auf der Pulka zu verschnüren. Über das Geschirr fixieren wir die Pulka hinten an seiner «Snowcat». Ich nehme hinten Platz und muss mich ordentlich festhalten als Ole Kristiansen seine Mietze zum schnurren bringt. Die Pulka springt nur so auf und ab über die Bodenwellen. Zwei Mal müssen wir Halt machen da sich ein Ski gelöst hat, als wir an der Hütte ankommen bemerke ich, dass meine Thermoskanne fehlt. Da springt mein «Uber Fahrer» erneut auf seine Maschine und kommt mir kurze Zeit später  mit der grünen Kanne grinsend entgegen.
Ich setze uns Kaffee auf, wir geniessen zusammen die letzten Sonnenstrahlen und erzählen uns Geschichten bevor er sich wieder auf den Weg zu seiner Familie macht. Eine tolle Begegnung, die mir noch lange nachklingen wird.

Schnell ist der Ofen am Bollern; da war jemand so fein Anmachholz zu spalten.
Als am Abend eine SMS von Gina ankommt «How long did it took you to cross that damn lake?» kugelt es mich vor Lachen. «30 minutes mate» antworte ich grinsend. Gina die hier auf Kuohkimajärvi in zwei Tagen eintrifft denkt sich wohl auch ihren Teil.
Hitchhiking on Snowscooter? Done.