Da ich immer wieder nach Ausrüstungstipps gefragt werde, hier mal ein kleines Resümee & Kaufempfehlungen (verdiene daran leider nichts..) über meine 48 Habseligkeiten nach 4 Monaten intensivem (ruppigem) Gebrauch.
Das mit der Ausrüstung ist immer so eine Sache. Vor allem wenn man sich mit einer längeren Wanderung auseinander setzt. Für ein solches Projekt ist man auf verlässliche Ausrüstung angewiesen, da das Wetter im Norden nicht wirklich berechenbar ist. Schlechtwetterkapriolen, Schnee im Sommer & über Nacht und ach ja Regen gehören irgendwie dazu.
Schlechtes Material gibt es auf dem Markt kaum noch, bei einigen Dingen ist ein Preisvergleich ratsam. Ich habe gewusst was ich kaufen wollte und bei einigen Dingen auf den Sale gewartet was sich gelohnt hat.
Es wird immer etwas „besseres“ entwickelt. Ich habe viele Fehler gemacht und deswegen zwei mal gekauft. Stell dir vor einem Kauf immer die Fragen;
Wieviel Geld will ich ausgeben?
Was kaufe ich/ was „leihe“ich (auf unabsehbare Zeit) von Familie/Freunden?
Welche Materialien gibt es?
Welche Bedingungen erwarten mich?
Brauche ich das?
Kann ich das tragen?
Wenn du von null Anfängst spare dir genug zusammen und vereinbare einen Termin bei Globetrotter (D) oder Transa (CH) und lasse dich dort von den Experten beraten. Dabei ist es immer wieder amüsant, dass der Verkäufer immer genau das Stück daheim hat und es seit Ewigkeiten nutzt, mit dem du liebäugelst.
Vieles von dem was ich mein eigen nenne war ein Geschenk, anderes war Material das ich ersetzt habe.
Ich beschäftige mich näääächtelang mit Daune, Leder, Membranen & Herstellern. Die Liste wurde ellenlang.
Hier einige Dinge die für MICH funktioniert haben.
Etwas was ich jeden Tag in der Hand habe und intensiv nutze Bzw für meine Tour essentiell ist wie, ein Zelt kann gar nicht zu schwer oder zu teuer sein.
Ich halte Leichtgewicht Materialien bei Zelten im skandinavischen Gebrauch oder gar tarps für gefährlich und nicht angemessen.
Ich hatte Tage auf dem Trail nach denen ich so nass war, das ich mit nicht hätte vorstellen können mich in so ein Einpesonen Zelt zurückziehen (hab selbst so eins..) und mir dann dort in diesem engen Raum die nassen Sachen auszuziehen während die kalt nasse Zeltplane an meinem Rücken klebt..
Im Norden bis ins Hattfjelldal hatte ich das Hilleberg Allak dabei, ein erbarmungsloses Zelt welches noch selbst bei 200km/h steht (Outdoor Magazin Wind Test), ist selbststehend muss also nicht abgespannt werden, ziemlich gut für felsige Gebiete. Dieses habe ich letztes Jahr für einen Spottpreis beim DNT erworben.
Evtl wäre das das Soulo für eine Person (2400g, genauso robust) etwas besser geeignet gewesen.
Ab dem Hattfjelldal bin ich auf das Kaitum 2GT umgestiegen, ein wares Raumwunder ! Allerdings mit 3600g etwas zu schwer (ein Traum für zwei Personen).
Brauchst du eine Angel auf einer solchen Tour ?
„In die Finnmark zu gehen ohne Angel ist eine Sünde“ sagt man.
Meine Angelausrüstung wiegt ebenfalls ca. 800g. „Brauchen“ tue ich sie nicht. Sich allerdings and Ufer stellen die Angel auswerfen und über das Wasser blicken wenn die Sonne untergeht nach einem langen Tag auf dem Trail, dass ist wahre Meditation. Vermutlich wirst du kaum was angeln aber sehr viel entspannter einschlafen.
& sich mal eben so mit minimalem Aufwand sein leckeres Abendessen (..diese Regenbogenforellen..) angeln ist doch auch super oder nicht?
Rucksack. Das habe ich aus Gewichtsgründen mir kurz vor der Tour den Exped Expedition 80l (2400g) angeschafft, ein kleines Vermögen darin investiert und mich von meinem Fjällräven Kajka 65l (3300g) getrennt. Würde ich nicht nochmal tun. Exped hat zwar das geringste Eigengewicht & ist „wasserdicht“ (solange er neu ist Bzw keine Kratzer hat) ist allerdings lange nicht so komfortabel in der Rückenposterung & hart im nehmen wie der Kajka.
Kleidung. Ich habe die ganze Tour mit einer Hardshellhose (regendicht) gemacht. Die Fjällräven Eco Shell würde ich nicht noch einmal kaufen. Der Membran ist bei Nässe und Wind sehr dünn & man friert ohne lange Unterwäsche. Dann lieber warten bis zB Nørrøna Falketind (hab die Jacke davon; leicht& hält dicht) im Angebot bei den bergfreunden.de ist (passiert meist Ende Januar, sonst evtl Frauenmodell-kneift etwas im Schritt).
An warmen Tagen hatte ich meine schwarze speedo badeshorts an, schön luftig unten rum und trocknet gut.
Persönlich habe ich die Erfahrung gemacht das grobe wolle wie zB Woolpower oder Devold (habe bewusst skandinavischen Marken den Vorzug gegeben) am besten wärmt selbst wenn sie total nass Bzw verschwitzt ist. In der Hardanger bin ich den ganzen Tag in Hardshell & 200er wolle gelaufen bei starkem Wind und viel Regen Man muss sie auch nur quasi auslüften. Eine Garnitur hatte ich immer als Pyjama dabei und mir so das Schlafsack inlet gespart, was auch soviel gemütlicher war.
Kunstfaser hatte ich viel dabei (& dann nach und nach heimgeschickt) die zB von Patagonia die Capaliene tshirts. Für die echt warmen Tage sind die super da sie leicht trocknen, allerdings nach einigen Tagen wirklich stinken.
Bei Socken schwöre ich auch auf reine Wolle und drei paar sind eigentlich grad noch so genug.
Daunenjacken sind ganz klar der absolute Wärmegarant allerdings auch konvex.
Da ist ein Vlies die klügere Wahl. ZB Finnskogen/Trollvegen warm2 Nørrøna oder ganz klassisch von Patagonia Chinchilla T-Cap trocknet sehr schnell, Mücken kommen nicht durch und gibt gut warm.
Eine Isolationsjacke nutze ich im Sommer nicht.
Gamaschen habe ich selten benutzt meist nur im tiefsten Sumpf und bei Flussquerungen. Da waren sie dann aber äußerst willkommen.
Kocher/Küche. Lightweight Kocher wie der Primus lite+ den ich benutze sind gut solange man nur Wasser aufkochen möchte. Eine Forelle darin zu braten war mehr als schwer. Ich hatte ihn gewählt da im Norden ohnehin so gut wie nichts zum einkaufen war und ich mich nur von Müsli/Couscous und Blå Band ernährt habe. Auf halber Strecke habe ich dann den Topf gegen die 1l Variante ausgetauscht.
Prinzipiell ein super Ding für eine Person !
Für Besteck gebe ich kein grosses Geld mehr aus. Hatte so ein Titanzeug ist nach und nach verschwunden. Ein Löffel reicht eh, man hat ja noch ein (Schweizer) Taschenmesser. Wer mehr acht auf sein Zeug gibt, Holzlöffel mit langem Stiel sind super praktisch. Sonst hatte ich immer Sporks dabei (4-5.. alle zerbrochen).
Eine Tasse aus Holz habe ich mir in der Finnmark als Souvenir gekauft.
Wasser. Die 3l Source Trinkblase hat bei den Norwegern immer für schmunzeln gesorgt. Klar musst du nicht permanent 3l dabei haben. Einige meiner Gefährten sind nur mit einer Tasse von Bach zu Bach gelaufen.
Sich aber nachts nochmal aus dem warmen Schlafsack in den Regen quälen um Wasser zu holen, ist nicht so angenehm. Hatte also eine Doppelfunktion. An den heissen Tagen auf dem Kungsleden habe ich allerdings echt auch 2x3l getrunken beim laufen.
Nach 2 Monaten hat das Wasser allerdings angefangen nicht mehr so frisch zu schmecken und der Schlauch zog nicht mehr so gut (vermutlich verstopft mit kleinen Partikeln) & ich habe ihn durch einen neuen ersetzt.
Vorteil hierbei ist das Gewicht ist zentral am Rücken statt nach links Bzw rechts zu ziehen.
Schlafsack. Mein Western Mountaineering Appache, hat mich immer warm gehalten oft auch zu warm. Ist der leichteste Schlafsack bis -5C Komforttemperatur auf dem Markt. Inlet Bzw Pyjama ist hier allerdings ein muss, ansonsten fühlt er sich an wie eine Plastiktüte, auch der Wärmekragen& die Konturkaputze sind nicht so kuschelig.
Die Schlafsäcke von Mountain Equipment sind da gemütlich verarbeitet, günstiger, dafür aber etwas schwerer.
Ich würde wenn nochmal ein Kauf ansteht definitiv einen wasserabweisenden Membran am Schlafsack wählen (Globetrotter hatte den nicht auf Lager) da Daune konvex ist.
Isomatte. Ich nutze die Exped Winterlite Matte, 9cm dick bis -17C. Bei einer Wintertour habe ich mal einen bösen Kälteschock bekommen, da die Ausrüstung mehr auf einen frühen Herbst ausgelegt war. Seitdem bin ich etwas Kälteempfindlich an den Nieren. Luftmatratzen sind allerdings sehr anfällig und einen Schaden.
Eigentlich wäre eine Schaumstoffmatte wie die Z-Lite von Thermarest die beste Wahl.
Zusätzlich habe ich noch eine dünne 100g Schaumstoffmatte dabei, die ich auf 60×100 zugeschnitten hatte, als Sitzunterlage für Pausen Bzw Boden für das Aussenzelt.
Messer. Ein Klappmesser reicht völlig. Das gute alte Schweizer Offiziersmesser rockt bis heute alles weg. Eins mit Schere (Finger&Zehennägel) wäre allerdings super.
Schuhe. GoreTex Bergstiefel mit hohem Schaft was sonst ?
Zweitschuhe. Crocs sind gefährlich. Klar sind sie eine billige Lösung und sie haben fast immer funktioniert doch es war auch mal brenzlig im Fluss.
Viele Norweger nutzen Trailrunnershoes zum furten & zum Strasse laufen.
Was ich gerne gehabt hätte wären die Five Finger shoes mit Vibram Sohle. Die haben guten Grip & man trainiert nebenbei die Füsse.
Wanderstöcke. Aber ja definitiv.
Leki ist ein grosser deutscher Hersteller von Stöcken & hat einen super Kundenservice. Da hab ich bewusst die etwas teuereren genommen, die mich vor einigen wüssten stürzen gerettet bewahrt haben. Bereits zwei mal habe ich den Stock verbogen &beide male wurde er durch Transa Basel für ein kleines Entgeld gefixt.
Elektronik. Ein Solarpanel (Sistech) ist ne feine Sache. Habe ich aber nur an ca 20 Tagen nutzen können. War also eher „unnützer Ballast“. Dann eher eine hochwertige 10000-20000mhap Powerbank.
Bedenke das Kälte den Saft klaut.
Lithium Akkus sind ratsam auch aus ökologischer Sicht. GoalZero hat da was interessantes; Das Nomad7 hat eine Powerbank die Akkus lädt auch über das Solarpanel. Man könnte also mehrere Lithium Akkusätze verwenden (Kopflampe/Spot/etc)
Mein GPS Gerät (Garmin 64s) habe ich kaum genutzt & als ich es bitter gebraucht habe ist es verloren gegangen im Børgefjell. An sich ein tolles, einfach zu bedienendes Gerät da es Knöpfe hat statt einem Touchscreen. Am besten zwei Akkus dabei haben. Wer sich mit Kompass navigieren kann ist immer im Vorteil (vllt nicht im tiefsten Nebel..).
Gegen meinen Spot lass ich nichts kommen. Alleine auf einer solchen Tour, hat mir das kleine orangene Ding das Gefühl von Absicherung gegeben.
Da die Preise jedes Jahr steigen für die Verträge, bin ich Mittlerweile auf das Garmin Inreach Explorer+ Umgestiegen.
Kamera. Well, eine Spiegelreflexkamera wiegt halt echt viel, aber die Bilder.. 😉
Ich bin Apple Nutzer, der Akku halbiert sich bei ca 10C grad also nicht sehr vorteilhaft. Samsung hat allerdings Wechselakkus evtl ist das besser ?
Generell ist es am besten wenn man alle Geräte an einer Powerbank laden kann.
Erste Hilfe. Ich hatte mir ein Set zusammenstellen lassen und eine Erste Hilfe Tasche von Ortovox dabei. Die ist super, solange es nicht soviel regnet das der Inhalt anfängt zu schimmeln. Da unbedingt etwas wasserdichtes verwenden zB Ortlieb.
Kosmetik.
Klassische Kernseife als Block. Fand ich am praktischsten.
Aleppo Seife (benutze ich daheim zum rasieren) ist auch ganz gut, das Olivenöl ist rückfettend. Kernseife ist auch verwendbar als Waschmittel.
Zum Zähneputzen anscheinend auch aber ernsthaft wer tut sowas ?
Eine Bodylotion, Zahnbürste&Pasta evtl noch ein kleiner Kamm. Eine schwedische Gefährtin meinte mal: „..wenn mein Friseur wüsste dass ich mir die Haare mit einem Spork Kämme..“
Fazit: Von Lightweight halte ich nicht viel. Oder mit den Worten meines Kumpels vom grössten Kostümverein Deutschlads: „Hör auf zu flennen Kamerad ! Werd stark genug dein Zeug zu tragen !“